Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit

Politische Rückschau

Mit 17 Jahren trat ich 1995 in die CDU Hessen ein. Ein liberaler, europäischer Konservatismus auf Grundlage des christlichen Menschenbilds ist bis heute meine Haltung. Für unsere Bundeswehr und die Innere Sicherheit Deutschlands unter Kontrolle der Migration trat ich von Anfang an ein, für die Vollendung der europäischen Integration, für strategische sowie energiepolitische Autonomie dank Kernenergie sowie für eine tiefgreifende Staats- und Föderalismusreform. Über 25 Jahre lang war ich mit meinen Zielen in der CDU Hessen richtig. Ich fühlte mich in der Union politisch zu Hause. Unter Angela Merkel konnte ich diese Partei jedoch zunehmend weniger als meine politische Heimat erachten, bis ich diese Heimat schließlich ganz verlor.

Gegen die CDU-typische Personalpolitik im Hinterzimmer begehrte ich 2008 erstmals auf und startete die „Initiative Mitbestimmung“. Daraufhin leitete ich den Arbeitskreis „CDU2015“ und schlug die Einrichtung eines virtuellen Verbands vor, den ich schließlich aufbaute und einige Jahre lang leitete – und der bis heute sein Schattendasein fristet. 

Im Jahr 2010 forderte Wolfgang Schäuble mich zum Dienst in das Bundesfinanzministerium an. Ich stellte meine parteipolitischen Ambitionen zurück und konzentrierte mich auf meine Aufgaben in der Bundesverwaltung während der Euro-Krise. Nur im Hintergrund arbeitete ich programmatisch an Formulierungen zur Europapolitik für diverse Wahlprogramme der Bundespartei. 

Während des Europawahlkampfes 2014 war ich auf Vorschlag von Wolfgang Schäuble persönlicher Berater des christdemokratischen Spitzenkandidaten Jean-Claude Juncker. Wir reisten kreuz und quer durch ganz Europa. Ich verstand mich hervorragend mit Juncker, konnte ihm jedoch nach gewonnener Wahl aus familiären Gründen nicht nach Brüssel folgen.

Nach diesem Ausflug in die Parteipolitik kehrte ich in das Finanzministerium zurück. Die Migrationskrise von 2015 veranlasste mich dann jedoch zu politischem Handeln. Zu Beginn der „Lawine“, wie Schäuble sagte, rechnete ich tatsächlich mit Kriegsflüchtlingen aus Syrien. Daher engagierte ich mich zunächst reichlich naiv bei der Gründung einer Willkommensinitiative in meinem Wohnort (die es ebenfalls bis heute gibt). Als aber statt der Kriegsflüchtlinge die ersten Kosovo-Albaner aus einem mir zufällig wohlbekannten Balkan-Dorf bei uns daheim eintrafen und Asyl begehrten, gingen mir schlagartig die Augen auf: Ich begriff das Ausmaß des völligen Kontrollverlustes über unsere Staatsgrenze, den Kanzlerin Merkel zu verantworten hatte. Auch ahnte ich, was diese Entwicklung für Deutschlands Innere Sicherheit bedeuten würde und kandidierte im Sommer 2016 kurzentschlossen als Quereinsteiger um die Nominierung als Bundestagskandidat in meinem Heimatwahlkreis Main-Taunus in Hessen. Meine Kandidatur stieß auf große Unterstützung der einfachen Mitglieder, wurde aber vom Establishment der CDU-Hessen perfide hintertrieben. Sie misslang nur um Haaresbreite und galt als Achtungserfolg für die konservative Basis der Partei, der ich eine Stimme gegen den Merkel-Kurs verleihen wollte.

Nach der Bundestagswahl 2017 sondierte ich auf Wunsch der Führung der neuen AfD-Fraktion im Bundestag eine mögliche Rolle als Geschäftsführer. Ich sah darin eine Chance, der AfD zu einem vernünftigen, staatspolitisch wertvollen Oppositionskurs gegen Merkel zu verhelfen. Meine Differenzen zu radikalen Strömungen in der AfD waren jedoch unüberbrückbar, die durch massive Indiskretion dieser Personalie an Professionalität komplett vermissen ließen und meine Karriere bis heute vernichtet haben. Ich sagte ab und verblieb noch einige schmerzhafte Jahre in der CDU. Dort engagierte ich mich in der WerteUnion, damals einer konservativen Basisbewegung innerhalb der Partei, deren Bundesvorstand ich angehörte. 2020 bewarb ich mich erneut in meiner Frankfurter Heimat um Nominierung als Bundestagskandidat, doch dass ich mit der dunklen Seite der Macht auch nur gesprochen hatte, schien der damaligen Parteiführung unverzeihlich. Schließlich sah ich ein, dass ich in der Merkel-CDU nichts bewirken konnte.

Im Kampf gegen die drakonischen, bisweilen irrationalen Covid-Maßnahmen bis hin zur Impfpflicht schloss ich mich vorübergehend der neuen Partei „DieBasis“ an und kandidierte für den Bundestag: Nach dem Verlust mehrerer ungeborener Kinder hatte ich einen Gewissenskonflikt gegenüber den Covid-Impfstoffen und ihrem Zusammenhang mit der embryonalen Stammzellenforschung. Ich nahm an zahlreichen Kundgebungen und Versammlungen teil, mit und ohne polizeiliche Genehmigung, um gegen das zunehmend autoritäre Vorgehen der Staatlichkeit und das mediale Meinungsdiktat anzugehen. Nachdem die Impfpflicht durch den Druck der Straße abgewendet und die Eingriffe in die Grundfreiheiten aufgehoben waren, versank die „Basis“ jedoch im Chaos. 

Ich beendete mein parteipolitisches Engagement und bin seither strikt unparteilich.